Über die Landfrauen von Zürich & Dietikon
Die Limmat ist ein Fluss und kein Stausee
Auf Ende November lud der Vorstand der Landfrauen des Bezirks Zürich und Dietikon seine Mitglieder zu einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung ein. Das Haupttraktandum war der offizielle Auflösungsentscheid.
Lange Jahre waren die Landfrauen im doch eher städtisch geprägten Bezirk sehr aktiv. An Backwarenständen an den Viehschauen in Dietikon, Birmensdorf oder Albisrieden, am bekannten Rebblütenfest in Weiningen oder der Gewerbeausstellung in Dietikon waren die Frauen stets mit frischen Backwaren präsent.
Die von Hedi Kümmerli organisierten und auch von ihr begleiteten Reisen waren jahrzehntelang bei den Landfrauen aus dem ganzen Kanton beliebt und gerne besucht. An die Operette nach Arth fuhr man sogar an zwei Tagen. Bei vielen Mitgliedern waren die Landfrauentermine ein fester Bestandteil im Kalender. Einmal fuhr ein Grüppchen Frauen nach Davos ins Sertigtal,
um an einem 2,5-tägigen Kurs im Filzen teilzunehmen. Das war wohl der schönste Kurs, an dem ich je teilgenommen habe. Die zwei hergestellten Zwergli stehen heute noch bei mir auf dem Fenstersims; das dazugehörende Schäflein hat unser junger Hund leider kurz vor Weihnachten gefressen.
Seit einigen Jahren ist es aber unmöglich geworden, Frauen für den Vorstand oder ein Ämtli zu gewinnen. Mangels Teilnehmerinnen war es auch kaum noch möglich, einen Kurs oder eine Reise durchzuführen. Für die wenigen noch interessierten Frauen eine sehr unbefriedigende Situation.
Für die treuen, teilweise seit über 30 Jahren engagierten Ortsvertreterinnen ebenso. Erschwerend kam hinzu, dass dem Landfrauenbezirk die Anbindung an den Landwirtschaftlichen Bezirksverein fehlte. Dieser wurde bereits vor Jahren aufgelöst und die Mitglieder auf die Bezirke Affoltern und Dielsdorf aufgeteilt, je nach Ortschaft, die Limmat bildet die Grenze. Der Gedanke, genau diesen Weg mit den Landfrauen zu Gehen und für Frauen und Männer die gleichen Bezirksgrenzen zu wählen, reifte langsam in den Köpfen der verantwortlichen Frauen.
In Gesprächen mit dem Vorstand der Zürcher Landfrauen wie auch der angesprochenen Bezirke Affoltern und Dielsdorf wurde schnell klar, dass es kein schwarzes Loch auf der Landfrauenkarte geben darf und nur die Lösung mit einer Fusion rsp. einem Übergang des Bezirkes Zürich und Dietikon in die Bezirke Affoltern und Dielsdorf die einzig Richtige ist.
An den entsprechenden Mitglieder- rsp. Ortsvertreterinnenversammlungen wurde erfreulicherweise in den angepeilten Bezirken der Aufnahme der Frauen aus dem Limmattal jeweils einstimmig zugestimmt. Analog zum Landwirtschaftlichen Bezirksverein: die Limmat teilt. Das rechte Ufer schliesst sich Dielsdorf an; das linke Ufer gehört neu zu Affoltern.
Vertreten in den neuen Bezirken werden die Limmattaler Frauen jeweils von zwei hiesigen Ortsvertreterinnen. Für Affoltern sind dies Monika Stalder, Aesch, (bisher Co-Präsidentin) und Brigitte Bosshard, Uitikon, (bisher Ortsvertreterin) und in Dielsdorf von Therese Wirz (bisher Ortsvertreterin) und Johanna Fliri, beide Unterengstringen.
So blieb den erschienenen Mitgliedern nur noch, den geforderten Auflösungsentscheid zu fällen. Leicht fiel der Entscheid aber keiner der Frauen. Agnes Brandenburger, langjährige Präsidentin und Ehrenmitglied, äusserte sich dementsprechend und meinte, dass sie den Entschluss verstehe, aber darüber tieftraurig sei.
So erging es zahlreichen Frauen, ein Ende ist immer ein Ende. Die anwesenden Ortsvertreterinnen verstanden es aber, allen Frauen Mut und Freude zu machen.
Brigitte Bosshard nahm die Limmat als Sinnbild ihrer kurzen Rede. Sie sei ein Fluss, der in Bewegung ist und immer weiter fliesst und, kein Stausee, der stehenbleibt, rief sie den Frauen in Erinnerung.
Heidi Dubs las ein selbst verfasstes Gedicht vor; gespickt mit schönen Rückblicken, Themen, die beschäftigt haben, und einen Dank an die Vorstandsfrauen. Beide Beiträge lockten einigen Frauen doch noch ein paar Tränen hervor; es war halt eine lange, schöne Zeit, die wir miteinander verbracht haben.
Rückmeldungen über Mitglieder welche sich bereits bei den neuen Bezirken für Reisen und Veranstaltungen angemeldet haben, zeigen, dass der Entscheid richtig war. Wehmut bleibt aber trotzdem.
Den Landfrauen in den Bezirken Affoltern und Dielsdorf danken wir für die Aufnahme unserer Frauen und freuen uns auf gemeinsame Höcke, Reisen, Märkte und Einsätze. Und für alle anderen Landfrauen, tragen sie Sorge zu Ihrem Verein, verteilen sie die Last auf viele Schultern, dann können sie sich lange Jahre über schöne Vereinsanlässe freuen.
Charlotte Keller
Zürcher-Bauer vom 13. Januar 2023
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